Ein Panorama Foto von St Wolfgang und dem Weissen Rössl

Fastenzeit – Diese Speise darf nicht fehlen!

von

Blick auf ein traditionelles Fasten-Gebäck

„Fasten macht bewusster. Es unterbricht unsere Verhaltensmuster.“ Die Schweizer Fastenärztin Françoise Wilhelmi de Toledo findet inspirierende Worte für den oft gefürchteten Begriff des Verzichtes, der mit der momentanen Fastenzeit einhergeht. Begeben wir uns auf eine Reise zu den Ursprüngen und Motiven der Fastenzeit und werfen wir einen Blick auf ein traditionelles Gebäck im Salzkammergut, auf das Sie in der Fastenzeit auf keinen Fall verzichten sollten – das beliebte Beugerl.

Die Ursprünge der Fastenzeit

Die diesjährige Fastenzeit ist längst eingeläutet. Seit Aschermittwoch nutzen viele gläubige und nicht gläubige Menschen die 40-tägige Fastenzeit als Impulsgeber für eine Ernährungsumstellung oder den bewussten Verzicht auf bestimmte Lebensmittel wie etwa Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten etc. Die Ursprünge der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch genannten „österlichen Bußzeit“ liegen in der römisch-katholischen Kirche und sind seit Anbeginn an das Osterfest geknüpft. Die beiden von der Kirche gebotenen Fastentage sind der Aschermittwoch und der Karfreitag. Gläubige speisen an diesen beiden Tagen lediglich eine sättigende Mahlzeit. Mit dem Aschermittwoch, an dem ein Aschekreuz auf der Stirn die Menschen an die Vergänglichkeit erinnern soll, wird seit dem 6. Jahrhundert die 40-tägige Fastenzeit eingeläutet, die in der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag endet. Die Dauer der Fastenzeit geht laut Überlieferung auf das Fasten von Jesus in der Wüste im 4. Jahrhundert zurück, das 40 Tage lang gedauert haben soll. Heute steht die Fastenzeit nicht mehr nur im Zeichen des Verzichts auf Nahrung, sondern bezieht viele weitere Konsumartikel (z.B. Handy, Auto u.v.m.) mit ein.

Unbedingt ausprobieren Köstliches Fastenbeugel-Rezept

In der Fastenzeit geht es nicht nur um den Verzicht, sondern vielmehr um den bewussten Genuss! Ganz nach diesem Motto möchten wir einer besonderen Fastenspeise die Ehre erweisen, die ihren Ursprung in St. Wolfgang hat. Bis heute hat sich das alte Rezept für die Fastenbeugel (auch Fastenbeigel) aus dem Hause Bäckerei Gandl aus dem Jahr 1890 erhalten. Die Beugel werden aus einem einfachen Hefeteig (mit Sauerteig) zunächst fingerdick ausgerollt und dann zu kleinen Ringen geformt. Zuerst werden sie gekocht und dann gebacken, wodurch sie besonders knusprig und schmackhaft werden.

In der Fastenzeit wurden die Beigel in ein Körberl auf den Tischen in den Wirtsstuben gestellt. Einem alten Brauch nach – „Beigl reißen“ – bot man dem Nachbar das Beigel an und derjenige, der den größeren Teil abriss, durfte sich auf ein glückliches Erlebnis freuen. Beim „Beigl werfen“ verteilten Bürger des Marktes an den Feiertagen der Fastenzeit beim „Weißen Bären“ frische Beigeln an die armen Kinder. Aus den Fenstern des ersten Stocks der Bürgerstube fielen die Leckereien in die hungrigen Kinderhände. Das Brüderpaar Karl und Hannes Sungler zeigte besonderen Erfindergeist und versuchte beim Auffangen, die Beigeln mithilfe von Skistöcken den armen Kindern wegzuschnappen. Nach einer Rüge brachten die beiden die Beigel reumütig wieder zurück und verteilten sie unter den armen Kindern. Sie müssen Ihr Fastengebäck nicht erst fangen, sondern können es gleich selbst produzieren – ganz nach der alten Tradition!

Das Original Beigl Rezept von Bäckermeister Paul Gandl vom 3. Jänner 1890: Beigldampfl (Sauerteig) auf einen Metz (= ca. 3 1/2 Liter) 2 Maß warmes Wasser ½ Maß Braungerm (= reife Hefe), lind (= geschmeidig) dampfeln Beigl Gewicht: 2 Loth (ca. 4 dkg) 2 Krz (ca. 18 cent)

In diesem Sinne – lassen Sie sich von der guten alten Zeit inspirieren. Genießen Sie die Fastenzeit und freuen Sie sich auf ein gutes Stück Österreich.

Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin

Zurück