Ein Panorama Foto von St Wolfgang und dem Weissen Rössl

Geschichte und Gschichtl: Das Rössl und die goldenen 20iger Jahre

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Heute begeben wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit und schauen uns die sehr prägende Zeit der goldenen 20iger für das Weisse Rössl an.

Das Salzkammergut war mittlerweile zu einem begehrten Sommerreiseziel geworden, nicht nur durch die vielen Pilger und Pilgerwege, sondern gleichermaßen durch den sommerlichen Aufenthalt des damaligen Kaisers, Franz Joseph I, und seiner Gemahlin Elisabeth, genannt Sisi, in Bad Ischl. Während der Zeit in Bad Ischl ging Kaiser Franz Joseph nicht nur auf die Jagd, vielmehr besuchte er auch St. Wolfgang und das Weisse Rössl.

St. Wolfgang und der Tourismus

Bischof Wolfgang von Regensburg war während seiner Missionarstätigkeit dem Wolfgangsee, damals noch Abersee, sehr zugetan und lebte als Einsiedler am Falkenstein. Schon während dem späten Mittelalter wurde die Wolfgangseeregion zum Pilgerort und dadurch zum Tourismusort für viele Reisende. Das Wallfahrtverbot durch Kaiser Joseph II. im Jahre 1775/76 beendeten diesen Zustrom der Pilger. Nachdem waren Wallfahrten, die länger als 24 Stunden dauerten, untersagt.

Im späten 19. Jahrhundert erlebte St. Wolfgang durch drei wichtige Ereignisse einen touristischen Aufschwung: 1873 fuhr das erste Schiff auf dem Wolfgangsee, 1893 wurde die Schafbergbahn eröffnet, gefolgt von der Salzkammergut-Lokalbahn zwischen Salzburg und Bad Ischl im Jahre 1896. Diese Bahnen ermöglichten eine direkte Verbindung von Salzburg nach St. Wolfgang und markierten einen Durchbruch im Tourismus. Nach dem Ersten Weltkrieg, als Nahrung knapp war, erlebte St. Wolfgang ab 1922/23 die „Goldenen Zwanziger". Wohlhabende Menschen aus verschiedenen Ländern, darunter Rumänien, Ungarn, Kroatien, Slowakei und Tschechien, bereisten Österreich ähnlich wie ihre Eltern vor dem Weltkrieg. Der Tourismus kam hauptsächlich aus dem ehemaligen k.u.k.-Gebiet und bewahrte einen Hauch der Monarchiezeit.

Operettenpremiere als Umschwung

1929 zog der erste Oscar-Preisträger, Emil Jannings, aufgrund mangelnder Englischkenntnisse in den USA, an den Wolfgangsee. Dort schloss er mit Hermann Peter, dem Besitzer des Hotels, eine Freundschaft. Zusammen planten sie, das alte Rössl-Stück von Blumenthal und Kadelburg neu zu gestalten, um den deutschen Tourismus anzukurbeln. Jannings lud den Regisseur Erik Charell aus Berlin ein und überzeugte ihn, im Mai 1930 bei einem legendären Mittagessen auf der Hotelterrasse, das „Weiße Rössl" in eine Revueoperette umzuwandeln.

Das Stück lockte zunächst viele Besucher nach St. Wolfgang, darunter viele Gäste aus Berlin. Nicht nur für das Weisse Rössl ist der 27. Mai 1933 ein prägender Tag, ganz Österreich spürte mit der Tausend-Mark-Sperre den Einbruch des deutschen Tourismus im Lande. Erst am 11. Juli 1936 wurde die Sperre aufgehoben, und der deutsche Tourismus im Rössl Hotel erholte sich wieder. Deutschland wurde zum wichtigsten Markt für St. Wolfgang. Der sogenannte Anschluss 1938 führte zu den besten Saisonen zwischen 1938 und 1940, als der Nationalsozialismus Massentourismus ermöglichte und zahlreiche einfache Arbeiter und Bauern zur Sommerfrische nach St. Wolfgang lockte.

Eine Legende definiert sich neu

1944 endete die letzte Sommersaison im Rössl, als St. Wolfgang zu einer Lazarettstadt wurde. Ärzte bewohnten unser Hotel bis Mai 1945. Dann kamen die Amerikaner und besetzten das Rössl bis Mai 1947, wo sie das amerikanische Brigadekommando unterbrachten. Erst im Juni 1947 begann eine reguläre Sommersaison. Anfangs gab es weniger deutsche Gäste, stattdessen kamen internationale Besucher, darunter viele Rückkehrer und Emigranten, die Österreich bereisen wollten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Rössl-Operette in Deutschland ein beeindruckendes Comeback, indem sie den Menschen das bot, worauf sie sehnsüchtig warteten, nämlich Urlaub an schönen Orten, wie den Wolfgangsee. In den 50iger Jahren stieg der deutsche Tourismus kontinuierlich an, welches sich bis in die späten 1980er-Jahre hielt. In den Jahren zwischen 1993 und 2003 wurde das Hotel umfassend renoviert und modernisiert und erhielt dadurch wieder einen Aufschwung in der Bekanntheit.

Heute sind der Ort St. Wolfgang und das Hotel ganzjährige Attraktionen. Es gibt einen Adventmarkt, der auf alten Traditionen basiert. St. Wolfgang verkörpert die weltweite Sehnsucht nach Authentizität. Wir im Hotel besinnen uns auf unsere Wurzeln zurück und entwickeln sie für die Zukunft weiter. Unsere Gäste besuchen heute ein gutes Stück Österreich!

Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin

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