Die Zinkenbacher Malerkolonie
Der große Maler Ferdinand Kitt
Eine echte Legende am Wolfgangsee ist der große Maler Ferdinand Kitt, der die Zinkenbacher Malerkolonie begründete. Bestimmt kennen Sie sein Bild „Das Malschiff“, das die lebensleichte, frohe Sommerfrische am Wolfgangsee einfängt. Während in St. Wolfgang in den dreißiger Jahren bereits die ersten Urlauber am Ufer flanierten, war Zinkenbach ein kleines Bauerndorf, das kaum jemand kannte. Erst nachdem sich dort im Sommer 1930 Ferdinand Kitt mit seiner Familie niederließ, siedelten sich nach und nach immer mehr Künstler im Dorf an, die eine Kolonie zu bilden schienen. Die Nachricht über die Schönheit des Plätzchens verbreitete sich wie ein Lauffeuer und bald galt der Wolfgangsee gar als der „österreichische Gardasee“.
Das Künstlerdasein am Wolfgangsee
Wenn Sie meinen all die kreativen Köpfe hätten in Hotels genächtigt, dann liegen Sie falsch. Wie Kitt persönlich, wohnten auch seine Künstlerfreunde bei Bauern und genossen die Idylle des einfachen Lebens. Die Namen der Künstler sind bis heute in der Kunstwelt angesehen: Kitt und Huber, Josef Dobrowsky, Liesl Salzer, L.H. Jungnickel, Franz von Zülow, Georg Merkel, Gudrun Baudisch und viele mehr. Als Journalisten des Wiener Journals im Sommer 1932 das Dorf besuchten, staunten sie nicht schlecht: überall konnten sie Maler und Malerinnen hinter Staffeleien beobachten. Die Gerüchte hatten Recht behalten, das abgeschiedene Nest war also wirklich zu einer Malerkolonie geworden.
Um neue Inspiration für ihr Schaffen zu finden, unternahmen die Künstler, angeführt von Ferdinand Kitt, ausgedehnte Wanderungen im Salzkammergut, genossen die Ruhe des Sees und beteiligten sich am Alltagsleben der Bauern. Gelegentlich wollten die Maler in das beschwingte Treiben des Urlaubsortes St. Wolfgang eintauchen. Dann lieh sich Kitt kurzerhand eine „Plätten“, also jenes, für den Wolfgangsee typische, langgestreckte Boot aus, mit dem er seine Freunde ans andere Ufer manövrierte. Edle Speisen auf der Kaiserterrasse des „Weissen Rössl“ gab es für die Künstler nur allzu selten. Meist begnügten sie sich mit Würsteln und Bier beim „Kellerer“.
Der Nachlass von Ferdinand Kitt
Kurz vor dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 fiel die fröhlich malende Kolonie im schönen Zinkenbach auseinander. Als einziger Künstler blieb Ferdinand Kitt dem Ort treu. Als der zweite Weltkrieg seinen Lauf nahm und Kitts Wiener Wohnung im Bombenhagel zerstört wurde, beschloss er kurzerhand, ein Haus in Zinkenbach zu bauen. Die Adambäuerin verfolgte mit großer Skepsis, wie der Herr Professor Ziegel zu schlichten begann und Meuter anrührte. Dieser Künstler solle doch lieber die Finger von einer solch praktischen Arbeit lassen und sich seiner Malerei zuwenden, meinte sie. So kam es, dass die Einheimischen die Zimmerer- und Maurerarbeit auf sich nahmen, wofür sie von Ferdinand Kitt mit Bildern entlohnt wurden, die noch immer in etlichen der alten Bauernhäuser hängen.
Knapp nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam der Arzt Dr. Franz Leifer, dessen Frau und Kinder bereits zuvor und kriegsbedingt bei den Kitts und beim Adambauern Quartier bezogen hatten, an den Wolfgangsee. Sein Sohn, Medizinalrat Dr. Michael Leifer, der über 40 Jahre praktischer Arzt in St. Wolfgang war, beschäftigt sich noch heute intensiv mit dem Nachlass der „Zinkenbacher Malerkolonie“. Er hat im Seehaus seiner Tochter Magdalena in zwei Zimmern eine Dauerausstellung mit seiner persönlichen Sammlung von Kitts Werken eingerichtet. Gerne führt er Kunstinteressierte durch die Räume, um seine Begeisterung weiterzugeben. Ich habe ihr Interesse geweckt? Dann können Sie sich bequem an der Rössl Rezeption für eine Führung anmelden.
Genießen Sie ein „gutes Stück Österreich!“
Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin