Ostern, eine Zeit der Reflexion
Wie schon bekannt, sind Traditionen und Bräuche tief in der Kultur von St. Wolfgang und dem Salzkammergut verwurzelt. Daher liegt es nicht fern, dass das Osterfest einen festen Platz in St. Wolfgang hat.
„Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß…“
Der Karfreitag markiert im christlichen Glauben den Beginn des "Triduum Sacrum", der dreitägigen Feier zu Ostern. Als Tag der Trauer erinnert er an das Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz und wird als "stiller Tag" begangen, an dem keine festlichen Veranstaltungen stattfinden. Im Salzkammergut, einer malerischen Region in Österreich, wird der Karfreitag auf besondere Weise zelebriert, insbesondere durch die Tradition der Ratschenkinder.
In St. Wolfgang am Wolfgangsee versammeln sich die Ratschenkinder am Karfreitag um 15 Uhr, der Todesstunde Jesu, am Kirchenplatz, um die Glocken zu ersetzen. Anstatt des üblichen Glockenläutens drehen die Kinder die hölzernen Rahmen der Ratschen, wodurch ein lautes, knatterndes Geräusch entsteht. Dieses Ritual erinnert an die Gebetszeiten und symbolisiert das Schweigen der Glocken während der Karwoche.
Einer der Sprüche, die gerufen und anschließend von heftigem Lärm begleitet werden, lautet: „Wir ratschen, wir ratschen den Englischen Gruß (= Engelsgruß), den jeder katholische Christ beten muss.“
Der Brauch des Ratschens hat eine lange Tradition und wurde 2015 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe in Österreich anerkannt. Ursprünglich erhielten die Kinder als Belohnung für ihre Mühen Ostereier, Fleisch oder Ostergebäck, heutzutage freuen sie sich meist über ein wenig Geld.
Karfreitag und das Ende der Fastenzeit
Am Abend des Karfreitags begeben sich die Familien in St. Wolfgang auf den Kreuzweg, bei dem sie ihre eigene Hauskapelle besuchen, bevor sie den Weg zum Kalvarienberg antreten. Dort halten sie an fünf Kapellen inne, beten und zünden Kerzen an, bevor sie die Kalvarienbergkirche erreichen, wo sich das "Heilige Grab" befindet. Diese Atmosphäre der Andacht und des Gedenkens prägt den Karfreitag in St. Wolfgang.
Der Karsamstag, auch bekannt als "Stiller Samstag", ist ein weiterer wichtiger Tag in der Karwoche. Christen gedenken der Grabesruhe Christi und erwarten seine Auferstehung mit Fasten und Gebeten.
Die Tage vorm Ostersonntag in St. Wolfgang
Schon in den Tagen vor Ostersonntag bereiten sich die Wolfganger auf das Osterfest vor. Der Osterschinken wird vorbestellt und am Karfreitag oder Karsamstag abgeholt. Am Morgen des Karsamstags wird das Osterlamm (Lamperl), welches aus einem Biskuitteig besteht, nach einem alten Familienrezept gebacken und der Weihkorb wird mit Ostereiern, dem Lamperl, dem Osterschinken, einem runden ausgezogenen Osterzopf (Osterkranz), Brot und Salz für den anstehenden Ostergottesdienst befüllt. Der geflochtene Osterkorb wird mit einem handbestickten Leinentuch bedeckt, das verschiedene Motive tragen kann und die Verbindung zwischen Gott und den Menschen symbolisiert.
Bei der „Feier der Osternacht“ bekommen die Gläubigen Osterkerzen vor dem Eingang der Wallfahrtskirche für zuhause. Ein Teil der Kerzen kommt in den mitgebrachten Korb und eine Kerze wird während dem Gottesdienst entzündet.
Die mitgebrachten Speisen der Einheimischen werden am berühmten Michael Pacher Altar abgestellt und während dem Gottesdienst mit Weihwasser, Myrrhe und Weihrauch gesegnet, bevor die Feierlichkeiten ihren Höhepunkt erreichen.
Die Osternacht, in der Christus auferstanden ist, gilt als 'Mutter aller Vigilien’. In ihr erwartet die Kirche nächtlich wachehaltend die Auferstehung des Herrn und feiert sie in heiligen Zeichen. Dem entspricht auch der Aufbau der durch vier Teile geprägten Feier der Osternacht.
Am Beginn dieser Vigil, also der Nachtwache, wird die Osterkerze entzündet. Das Feuer gilt dabei als Symbol für die Sonne, die erst Leben ermöglicht, die Kerze für Jesus Christus. Anschließend folgt die Prozession, in die noch unbeleuchtete Kirche, bei der der Priester dreimal "Christus das Licht" (Latein: "Lumen Christi") ruft, während er mit der Osterkerze zum Altar schreitet. Sobald sich der Kirchenraum feierlich erhellt, antwortet die Gemeinde darauf "Dank sei Gott" ("Deo Gratias"). Gleichzeitig wird das Licht der Osterkerze an die Gläubigen weitergereicht. Am Altar erfolgt das feierliche "Exultet" - das Loblied auf die Osterkerze. Auch das eigene Taufversprechen wird erneuert im Glaubensbekenntnis. Dem folgt die Feier des Pascha-Mysteriums, die Eucharistie. Diese vier Teile Lichtfeier, Liturgie des Wortes, Tauffeier und Eucharistie folgen aufeinander aufbauend nacheinander.
Nachdem der Gottesdienst feierlich beendet worden ist, gehen alle Familienmitglieder mit den gesegneten Speisen nach Hause und teilen die Osterjause miteinander.
Symbole und wichtige Zeichen des Osterfestes
- Osterzopf: Verweist durch seine Form auf die Verflochtenheit zwischen Gott und den Menschen und seine runde Form gilt als Sonnensymbol, die die Rolle Jesu als Erlöser darstellt.
- Osterkerze: Das Licht der Kerze steht als Zeichen des Lebens und soll die Nacht erhellen. In ihr vereinigen sich die Lichttraditionen von griechischer, jüdischer, römischer und christlicher Herkunft gleichermaßen.
- Osterei: Das Osterei stehe als starkes Symbol für Fruchtbarkeit und das Leben an sich, nicht nur in der katholischen Kirche.
- Osterlamm: Jesus Christus wird als Lamm Gottes bezeichnet, das getötet wurde, um Leben zu schenken.
Der Michael Pacher Altar, ein kulturelles Erbe in St. Wolfgang
Im Jahr 1481 erschuf der Südtiroler Maler und Bildschnitzer Michael Pacher eines seiner bekanntesten Werke, den gotischen Flügelaltar „Michael Pacher Altar“ in St. Wolfgang. In mehrjähriger Arbeit schnitzte der Meister Michael Pacher den Altar und brachte ihn per Schiff und auf Wägen nach St. Wolfgang. Seine Höhe von 12,5m und Breite von 6m, bei geöffnetem Zustand, macht ihn zu einem imposanten Meisterwerk. Der Altar zeigt auf seinen Flügeln Darstellungen aus dem Leben Jesu und des heiligen Wolfgang, dem Schutzpatron der Region.
Die bekanntesten Altarwerke, neben dem Altar in St. Wolfgang, sind der Laurentiusaltar für St. Lorenzen bei Bruneck, der Marienaltar für die Alte Pfarrkirche in Gries bei Bozen und der Kirchenväteraltar für das Kloster Neustift bei Brixen, welcher seit 1812 in der Alten Pinakothek in München ausgestellt ist. Noch heute ist der Altar in St. Wolfgang der einzige vollständig erhaltene Altar.
Am 30.03 haben Sie die Möglichkeit, bei einer exklusiven Kirchenführung mit Herrn Altwirt Helmut Peter, die Altaröffnung mitzuerleben.
Lassen Sie sich inspirieren und freuen Sie sich auf den Frühling bei uns Im Weissen Rössl am Wolfgangsee, wo Sie ein gutes Stück Österreich genießen können. Ob groß oder klein, alt oder jung, Ostern am Wolfgangsee ist ein Fest der Freude für jeden!
Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin