Ein Panorama Foto von St Wolfgang und dem Weissen Rössl

Waltraud Haas – eine Legende

von

Eine Ikone

Waltraut Haas – eine bildhübsche Dame, die sich stets gekonnt über die Bühnen bewegte und mit ihrer selbstsicheren Art die Männerdomäne Film in den fünfziger Jahren aufrüttelte. An Popularität gewann zu dieser Zeit das Format des „Heimatfilms“, der der österreichischen Gesellschaft half, über die Traumata des Krieges hinwegzukommen. Zudem wirkte er identitätsstiftend für den gerade selbstständig gewordenen Staat, der seine Kultur danach ausrichten konnte. Karlheinz Böhm, Peter Alexander, Romy Schneider, Christiane Hörbiger und nicht zuletzt Waltraud Haas zählen zu den Filmgrößen jener Zeit. Letztere konnte ich vor einigen Wochen telefonisch erreichen.

Emanzipatorische Tendenzen der Waltraud Haas

Die juvenile Stimme meiner Interviewpartnerin täuscht über ihr langes und ereignisreiches Leben hinweg. Waltraud Haas erinnert sich gerne an die Zeiten, als sie vor rund 60 Jahren die Rolle der Rösslwirtin an der Seite von Peter Alexander spielte. Mit meiner Großmutter Grete Peter verband sie eine tiefe Freundschaft. Haas‘ Auftritt im Rösslfilm war aber keineswegs ihr Filmdebüt: Allein in den Jahren 1954/55 stand das Ausnahmetalent stolze 15-mal vor der Kamera. Wie dieser große Einsatz möglich war, frage ich sie. „Schauen Sie, ich habe so nette Kollegen gehabt, wir haben meist recht hübsch gewohnt und waren dickste Freunde miteinander“, entgegnet die Schauspielerin – ich meine, einen Hauch von Wehmut in ihrer Stimme zu erkennen. Natürlich habe es auch einige wenige Ausnahmen, die sich für ganz groß hielten, gegeben, räumt sie ein. Diesen meist männlichen Kollegen habe sie aber unverzüglich klargemacht, dass die Rolle der HauptdarstellerIN keineswegs unter den Scheffel gestellt werden dürfe. Als sich Waltraud Haas beim Dreh der Wasserskiszene ganz unverblümt auf Peter Alexanders Sessel setzte, ließ sie sich nicht vom aufgeregten Garderobier zurechtweisen. Als Peter Alexander sich schließlich auf seinen Stuhl setzen wollte und Anstalten machte, die selbstbewusste junge Frau zu vertreiben, reagierte sie mit einem frechen: „Was ich sitze auf Ihrem Stuhl? Ich bitte um Verzeihung“, erhob sich abrupt und wischte den Sessel mit einem Taschentuch ab. Der gekonnte Auftritt führte schließlich dazu, dass sie beide in Lachen ausbrachen und gute Freude wurden. Was für eine schöne Geschichte!

Die Dame die dem Alter trotzt

Auf die Frage, wie es wäre, die echte Rösslwirtin zu sein, entgegnet Frau Haas, dass sie als junges Mädchen im Gasthaus ihrer Mutter mitgeholfen habe, sich aber einzig und allein zur Schauspielerei hingezogen fühle. Ich sage ganz bewusst fühle, denn die Dame steht mit ihren 94 Jahren nach wie vor auf der Bühne. An der Seite von Sohn Markus, einem Theaterregisseur, singt und spielt sie in Stücken in Wien und Weissenkirchen – und das trotz eines schweren Sturzes, der sie ein wenig schwächte. Denn eines ist sicher: Ein großer Mensch wird dadurch nicht kleiner!

Bleiben Sie gesund und genießen Sie ein gutes Stück Österreich.

Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin

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