Ein Panorama Foto von St Wolfgang und dem Weissen Rössl

Wandern – das neue Wallfahren

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Wandern wie früher: Wallfahren neu gedacht

Jetzt, wo der Herbst einkehrt, beginnt die Zeit, wo wir wieder mehr zur Ruhe kommen. Zumindest höre ich gerade immer wieder von meinen Gästen, dass sie den Wunsch danach spüren. Sie suchen nicht nur nach einem Ort, sondern nach einem Gefühl. Verbundenheit, Stille, Sinn. Früher haben Menschen dafür lange Wege auf sich genommen. Sie sind gepilgert. Einer der bedeutendsten Orte dieser Wallfahrt war St. Wolfgang.

Loslassen und Ankommen

Für mich persönlich ist er es immer noch. Heute geht es bei der Absicht, einen heiligen Ort durch Fußmärsche zu erreichen, vielleicht nicht mehr darum, Vergebung für begangene Sünden zu empfangen oder um das Erfüllen von Gelübden oder die Bitte um Heilung. Aber immer noch um Aufbruch und Ankommen. Darum, etwas hinter sich zu lassen und etwas mitzunehmen. Genau das spüren Sie, wenn Sie rund um St. Wolfgang unterwegs sind.

Wo die Axt des Heiligen Wolfgang einschlug

Die Geschichte der Wallfahrt zu uns an den Wolfgangsee beginnt bereits im Mittelalter. Der Legende nach zog sich der Heilige Wolfgang, Bischof von Regensburg, als Einsiedler in unsere Region zurück, genauer gesagt auf den Falkenstein. Als er dort eine Kirche bauen wollte, warf er seine Axt ins Tal, wo sie schließlich einschlug. An genau dieser Stelle steht bis heute unsere berühmte Pfarr- und Wallfahrtskirche.

St. Wolfgang: Ein Pilgerort von europäischer Bedeutung

Schon im 14. Jahrhundert wurde St. Wolfgang zum Ziel unzähliger Pilger. In seiner Blütezeit im 15. und 16. Jahrhundert war der Ort eine der wichtigsten Pilgerstätten des Abendlands. Vergleichbar mit Rom, Aachen oder Einsiedeln. Zehntausende kamen jedes Jahr. Die Berichte sprechen von bis zu 70.000 Wallfahrern jährlich.

Bewirtung der Wallfahrer

Manche von ihnen wurden übrigens bereits 1475 in der Nähe der Wallfahrtskirche St. Wolfgang als Gäste bewirtet. Der eigentliche Gasthof „Im Weissen Rössl“ wurde 1878 eröffnet. Und 1912 legte Paul Johann Peter mit dem Erwerb des Gasthofes den Grundstein für unsere Familiengeschichte. Die Nähe zum See, zur Kirche und zum historischen Pilgerort prägt unser Haus bis jetzt.

Der Wolfgangweg – ein Pilgerweg für heute

Was viele nicht wissen: Zwischen Regensburg und dem Wolfgangsee verläuft heute der sogenannte Wolfgangweg. Ein über 270 Kilometer langer Pilgerpfad, der sich an historischen Routen orientiert. Er führt durch Bayern und Oberösterreich bis zu uns.

Zwischen Regionen und Zeiten

Wenn Sie diesen Weg gehen, begegnen Ihnen alte Kirchen, weite Landschaften, kleine Kapellen. Ich würde sagen, Sie wandern nicht nur durch Regionen, sondern gar durch Zeiten. Das Schöne: Man kann auch nur einzelne Etappen gehen. Oder sich, wie viele es tun, symbolisch dem Weg anschließen. Auf kurzen Abschnitten und trotzdem ganz bewusst in Stille tanken Sie neue Kraft für den Alltag.

Wandern: Wallfahren für zwischendurch

Deshalb beobachte ich immer häufiger, dass Wandern inzwischen für viele Menschen das ist, was Wallfahrt früher war. Denn es ist eine Form, sich selbst näherzukommen, trotz eines vollen Kalenders. Dabei verbinden sich Gehen und Innehalten, nicht das Ziel steht im Fokus, sondern vielmehr der Weg dorthin. Das wirkt auf wundersamerweise entschleunigend, weil das Gedankenkarussell nach und nach zur Ruhe kommt.

Gut zu gehen: Pilgerweg über den Falkenstein

Gerade rund um den Wolfgangsee ist das besonders gut möglich. Ich schätze zum Beispiel den historischen Wallfahrerweg, der von St. Gilgen und Fürberg über den Falkenstein und die Ortschaft Ried bis St. Wolfgang führt. Diese Strecke gilt als europaweit einmaliger Kulturweg: 24 beschilderte Erlebnispunkte dokumentieren seine Bedeutung – von den Kultstätten der Urzeit über die christliche Missionierung durch den Heiligen Wolfgang bis zum Höhepunkt der Wallfahrt und zum Beginn des modernen Tourismus.

Der Weg ist, abgesehen vom relativ steilen Anstieg auf den Falkenstein und dem Abstieg, für die ganze Familie gut zu begehen. Freuen Sie sich auf eindrucksvolle Gedenkstätten und eine Landschaft, die ungemein idyllisch und abwechslungsreich ist.

Beleuchtet bis Maria Lichtmess

Wenn Sie es romantisch, mystisch, märchenhaft mögen, dann machen Sie sich am besten zwischen dem 1. Advent-Eröffnungswochenende bis Maria Lichtmess am 2. Februar auf den Weg. Dann ist das letzte Stück der Route täglich von 16 bis 23 Uhr beleuchtet. Aber Achtung! Bei Schnee wird dieser „Trampelpfad“ nicht separat geräumt.

Mehr Ideen für einen Wandertag mit Wallfahrtscharakter

Wer es kürzer mag, dem empfehle ich unter anderem:

  • Eine kleine Tour zur Falkensteinkapelle, dem sagenumwobenen Rückzugsort des heiligen Wolfgang. Dauer: ca. 45 Minuten ab Parkplatz Ried.
  • Oder einfach einen ganz persönlichen Spaziergang durch den Ort. Vorbei an Kirche, See und Gassen. Manchmal reicht schon das.

Mein Tipp für Ihre ganz persönliche Auszeit

Nehmen Sie sich einen Tag, an dem Sie nicht nur wandern, sondern sich einlassen. Auf den Ort, die Natur und sich selbst. Vielleicht beginnen Sie an der Kirche, vielleicht am See, vielleicht bei uns am Frühstückstisch. Wichtig ist nicht, wo Sie starten. Wichtig ist, dass Sie sich auf den Weg machen.

Denn so war das immer und so ist es heute noch.

Ich freue mich, wenn St. Wolfgang auch für Sie ein besonderer Ort wird.

Ultreïa,

Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin

PS: Gerade im Oktober lässt es sich bei uns besonders gut wandern, dann, wenn sich die Natur in ihrer bunten Pracht zeigt, es draußen stiller und kühler wird. Da ist unser Package „Rössl Wandertage“ ideal. Denn unter anderem ist eine Wanderung mit den Wanderdamen, Schifffahrt und Einkehr mit Jause inkludiert.

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