Die Legende Emil Jannings
Der erste Oskar Preisträger
Im letzten Blogbeitrag habe ich von der Zinkenbacher Malerkolonie erzählt. Heute bringe ich Ihnen Emil Jannings näher, den ersten Oskar Preisträger, der sich ebenda äußerst wohl fühlte und gerne große Feste in der illustren Gesellschaft der Maler feierte. Er liebte es, morgens mit seinen Hunden am Ufer des Wolfgangsees zu spielen, während er auf das Frischgebäck wartete, das täglich quer über den See per Traunerl aus der Backstube Gandl in St. Wolfang angeliefert wurde. Jannings besaß eine wunderschöne Villa in Strobl und kam regelmäßig zu uns hinüber ins Weisse Rössl nach St. Wolfgang. Der Oskar Preisträger war nicht nur ein treuer Stammgast, sondern auch ein enger Freund unserer Familie. Wie es Jannings an die Spitze des Filmes schaffte und warum er das schöne St. Wolfgang in eine Filmkulisse verwandelte, erzähle ich Ihnen im Folgenden.
Der Weg an die Spitze des Films
Wie so viele junge Talente, setzte sich auch der 1884 am Bodensee geborene Emil Jannings gegen den Willen seiner Eltern durch und war fest entschlossen, eine Karriere als Schauspieler aufzunehmen. Er floh schließlich von zu Hause und eroberte die kleinen Bühnen der Provinztheater, wo er die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zog. Unter ihnen auch Werner Krauß, der das unglaubliche Potenzial des jungen Jannings erkannte und ihm kurzerhand eine Empfehlung für das „Deutsche Theater“ in Berlin ausstellte. Während er sich anfangs mit einem Hungerlohn zufriedengeben musste, mauserte er sich, vor allem mit der Unterstützung des Regisseurs Wilhelm Murnau, rasch zu einem Schauspielpionier der Vorkriegsjahre. In der Rolle des Mephisto im Film Faust etwa, glänzte er besonders. Seine Bewunderer sagten ihm nach, er hätte ein ausgezeichnetes Gespür für die Figur, die er verkörperte. Ende der zwanziger Jahre folgten Jannings erste Tonfilme unter Vertrag der UFA (Universal Film AG Tempelhof Berlin). Für seine Rolle im Film „Der Weg allen Fleisches und Sein letzter Befehl“ wurde er schließlich als bester Hauptdarsteller mit dem Oscar ausgezeichnet, was bis heute keinem anderen deutschen Schauspieler mehr gelungen ist.
Jannings und sein Wirken in St Wolfgang
Wie so viele erlesene Persönlichkeiten dieser Zeit, übersiedelte auch er ins Salzkammergut und sollte das kulturelle Geschehen in St. Wolfgang maßgeblich prägen. Jannings plädierte nämlich dafür, die Aufnahmen zu seinem neuen Film, „Der Liebling der Götter“, in unseren Ort zu verlegen. So kam es, dass sich von einem Tag auf den anderen unzählige Statisten auf unserem Marktplatz tummelten. Ein wahres Regiespektakel erweckte den Ort zum Leben. Riesenaufzüge standen in den schmalen Gassen, an jeder Ecke befand sich eine Tribüne und am Ufer wurden Requisiten ausgegeben. Wenn Sie sich das rege Treiben jener Tage vor Augen führen, können Sie sich bestimmt vorstellen, welch wirtschaftlichen Aufschwung es für St. Wolfgang nach sich zog.
Der späte Emil Jannings
Während der Zeit des Nationalsozialismus wirkte Jannings unter anderem in Propagandafilmen wie „Ohm Krüger“ mit und fügte sich dem Regime. Aufgrund eben dieser Anpassung verhängten die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg ein Berufsverbot über den Schauspieler. Es folgte eine Zeit des Rückzuges, in der Jannings sich intensiv mit Glaubensfragen auseinandersetzte und zum Katholizismus konvertierte. Nach einigen ruhigen Jahren, die er auf seinem Sitz in Abersee-Strobl am Wolfgangsee verbrachte, starb er schließlich im Winter 1950. Zeitzeugen berichten von dem ergreifenden Moment, als die letzten Überreste der Filmlegende bei Sturm und hohem Wellengang über den See zur Wallfahrtskirche gebracht wurden.
Noch heute können Sie den Spuren Emil Jannings folgen und bei einem Aufenthalt im Weissen Rössl sein Ehrengrab am Friedhof in St. Wolfgang besuchen.
Genießen Sie ein „gutes Stück Österreich!“
Ihre
Gudrun Peter
Rösslwirtin
Bildnachweiß:
Emil Jannings am Wolfgangsee © Erich Borchert Quelle: Filmmuseum Berlin